Sonntag, 15. Juni 2014

Ein Tag in meinem Leben

Ich wache morgens um kurz nach 7 Uhr auf. Ich kämpfe mit mir weil ich schon wieder erst sehr spät eingeschlafen bin. Jetzt sind schon 10 Minuten vergangen. Ich steige aus meinem Bett und suche Handtücher und die Kleider für den heutigen Tag zusammen. Dann gehe ich in das Bad, ziehe mich vollständig aus und wiege mich. Wenn ich auch nur hundert Gramm verloren habe mache ich Luftsprünge, wenn ich etwas zugenommen habe falle ich für den Rest des Tages in tiefste Depressionen. Ich drehe die Dusche auf und steige hinein. Unter der Dusche mache ich mir schon Gedanken über den Tag, was wird die Schl*mpe aus der Parallelklasse wieder an mir zu meckern haben? Wird mir meine Ex-Beste Freundin mir wieder den wichtigsten Menschen meines Lebens ausspannen? Werde ich heute in der Pause wieder alleine Sitzen oder werden die Streber/Nerds mir an meinem Stammplatz an der Tischtennisplatte Gesellschaft leisten? Ich schaue auf die Uhr. 7:25. Ich steige aus der Dusche, trockne mich ab und ziehe mich an. Ab diesem Zeitpunkt dreht sich alles nur noch um meinen Körper. Ich schaue in den Spiegel und kriege Wutanfälle von meiner Körpermasse. Ich gehe rauf in mein Zimmer, föhne und glätte meine Haare, schminke mich und packe meine Schultasche. Ich verlasse um ca fünf nach 8 das Haus. Schon wieder zu spät zur Schule. Schon wieder muss ich mich in die letzte Reihe kämpfen während alle anderen längst arbeiten und höhstens hochschauen um mich auszulachen. Die ganzen Blicke sind unerträglich. Das ganze rumgekreische. Mir steigt das Blut in den Kopf und richte meinen Blick auf den Boden. Wäre ich schöner würden sie mir Rosen anstatt Papierkügelchen hinterher werfen. Endlich hinten. Zwischen einem total kindischen Vollidioten und einer rumjammernden fetten Freundin wird es zwar nie langweilig, jedoch bekomme ich so gut wie jeden Tag deswegen Gewaltfantasien. Erste Pause. Zwischen eimschleimenden Nerds eingequetscht. Jeder von denen will was von mir. Als wäre ich eine Heilige oder sowas. Ich schließe die Augen und lege mich auf die Tischtennisplatte. Die Sonne brennt auf meiner Haut. Dritte Stunde. Computerraum. Neben der Schl*mpe aus der Parallelklasse. Schöne Scheisse. Sie schwärmt wiedermal von ihrer geilen Figur (jeder andere findet sie schlimm), von ihrer Vespa (von ihren Eltern geschenkt bekommen) und von all den Jungs die hinter ihr her sind (ich kenne nicht einen davon). Die ganze Stunde sitze ich an meinem Handy und bin auf tumblr, whatsapp oder facebook. Pausenklingel. Nurnoch zwei gottverdammte Stunden. Mein Magen knurrt. Eine Freundin hat sich gerade vom Kiosk ein belegtes Brötchen gekauft und ich kann nicht widerstehen und mir auch eins kaufen. Ich hasse mich selbst für jeden einzelnen Bissen, für jeden Schluck. Ich könnte mich in dem Moment umbringen. Ich hasse mich selbst das ich so fett bin und dann Fresse ich?! Die nächsten zwei Stunden denke ich nur a dieses Brötchen, wieviele kcal waren wohl darin? 200? Wie kann ich sie abtrainieren? Ich stelle mir einen Tagesplan zusammen in dem ich kaum eine Sekunde Zeit habe. Ich muss ja noch das Schokoladenkuchen Stück von gestern Abend als meine Oma da war abtrainieren. Sind das zusammen 600 kcal? Nach Hause gehe ich mit den zwei wohl coolsten als auch kindischsten Jungs der Klasse. Ich bin zuhause. Mitagessen. Hoch gehen. Auskotzen.  Musik auf Anschlag aufdrehen. Trainieren. Bloggen. Tumlbrn. Ritzen. Essen. Kotzen. Ritzen. Tumblrn. Abendessen. Kotzen. Musik aufdrehen. Wiegen. In mein Zimmer gehen. Ich spüre mein Herz unregelmäßig und langsam schlagen. ich fühle mich krank, zerbrechlich und schwach. Ich hasse mich selbst so sehr. Ich packe noch einmal die gesammelten Tabletten aus;
- Eine Schlaftablette
- Sechs Kopfschmerztabletten
- Neun andere Tabletten
Ich würde so gerne noch welche kaufen aber dafür brauche ich Geld. Und das habe ich nicht. Ich gebe zu viel für Essen aus. Ich schulde meiner Ma und meiner Sis schon extrem viel Geld. Ich klaue auch von Zuhause weil ich Essen brauche. Ich hasse mich selbst. Ich hasse mich so sehr. Ich lege mich schlafen aber zu viele Gedanken halten mich wach. Wie kann ich morgen am besten Gewicht verlieren? Welches Training ist am besten für mich geeignet? Schaffe ich es, morgen auch mal eine Mahlzeit ausfallen zu lassen? Als ich langsam einschlafe fühlt es sich schon fast so an als würde ich sterben. Die Müdigkeit kriecht wie der Tod nah an mich heran. Ich fühle mich schwach. Ich kann nicht mehr. Es fühlt sich an, als würde ich von innen verätzen. Ich werde nie von meiner Bulimie weg kommen.

Aber wieso beruhigt mich dieser Gedanke so sehr?

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